Kurz vor den Präsidentschaftswahlen am 28. Juni in POLEN: LGBTQ-Bewegung könnte Trzaskowski zum Sieg verhelfen!

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Andrzej Duda vs. Rafał Trzaskowski | Präsidentschaftswahlen in Polen

Es ist kurz vor zwölf: Am 28. Juni 2020 finden in Polen die Präsidentschaftswahlen statt und während der amtierende Präsident Polens Andrzej Duda die „Familienkarte“ im recht konservativen Polen ausspielt und sich ganz klar gegen LGBTQ ausspricht, scheint ihm trotz dessen der Sieg nicht sicher. Was zuerst wie ein Kinderspiel für die zweite Amtszeit des Staatspräsidenten Andrzej Duda aussah, sieht nun kurz vor der Wahl eher danach aus, als würde es zur Stichwahl zwischen Duda und dem Oppositionspolitiker Rafał Trzaskowski kommen. Trzaskowski setzte sich als Bürgermeister von Warschau bereits 2019 für die Rechte von LGBTQ-Menschen ein und wollte LGBTQ-Themen in die Sexualerziehungslehrpläne der Warschauer Schulen integrieren. Dies führte dazu, dass viele Gemeinden und Bezirke in Polen zu „LGBT-freien Zonen“ erklärt wurden, von denen es mittlerweile mehr als 100 in ganz Polen gibt. Im Gegensatz zu Präsident Andrzej Duda, der die LGBTQ-Bewegung als Ideologie und schlimmer als Kommunismus bezeichnet, steht Rafał Trzaskowski für einen offenen Umgang mit dem Thema und setzt sich für die Einführung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften ein. Andrzej Duda hingegen sieht es als seine Pflicht an, die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau zu schützen und vor allem möchte er Kinder vor doktrinärer Ideologisierung an Schulen beschützen. Also ganz im Sinne der traditionellen konservativen Werte für die manche Polen so stolz auf ihr Land sind. Ein Polen, das gegen Abtreibung ist, gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, gegen die gleichgeschlechtliche Liebe, aber auch ein Polen, dass Männern und Frauen laut Verfassung gleiche Rechte zuspricht und im Artikel 32 der VERFASSUNG DER REPUBLIK POLEN festlegt, dass niemand – aus welchem Grund auch immer – im politischen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Leben diskriminiert werden darf.

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Doch was sagt eigentlich die EU dazu? Immerhin ist Polen das Land mit den höchsten Subventionen aus dem EU-Topf und steht auch beim Corona-Wiederaufbauplan der EU ganz oben auf der Liste des Hilfspakets. Nachdem immer mehr Städte und Bezirke in Polen zur „LGBT-freien-Zone“ erklärt wurden, reagierten andere EU-Länder auf diese Homophobie mit der Auflösung ihrer Verbindungen zu den jeweiligen polnischen Städten. Das EU-Parlament kritisierte diese Diskriminierung von Homo- und Bisexuellen sowie transgender Personen bereits im Dezember 2019 als „Hetze von öffentlichen Stellen und gewählten Amtsträgern“.   Und sonst? Nichts.

Aufruf zum Bier-Boykott!

Was können wir hier in Deutschland tun? Zumindest können wir Zeichen setzen. Neben Solidaritätsbekundungen mit der LGBTQ-Bewegung in den sozialen Netzwerken, aber auch durch unser Kaufverhalten. Durch gezielten Boykott der Biermarken LECH, TYSKIE, ŻUBR, GROLSCH und Pilsner Urquell, und damit von der polnische Brauerei „Kompania Piwowarska“. Die LGBTQ-feindliche Brauerei sponsorte im vergangen Jahr eine Gala der polnischen Wochenzeitschrift „Gazeta Polska“, die für die Verteilung der LGBTQ-feindlichen Aufkleber „LGBT-freie Zone“ verantwortlich ist. Auf dieser Gala wurde zudem Jarosław Kaczyński, der Vorsitzende der erzkonservativen Regierungspartei PiS, zum dritten Mal zur Person des Jahres gekürt. In Deutschland werden diese Biermarken zwar von „Asahi Deutschland“ vertrieben, doch dieses Unternehmen gehört zur Asahi Group Holdings, die 2017 die „Kompania Piwowarska“ übernommen hat. Also alles eine Suppe.

Geht demonstrieren!

Des Weiteren übernimmt Deutschland ab Juli 2020 für sechs Monate die Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union. Es werden in den nächsten Monaten also vier EU-Ministertreffen sowie viele weitere Konferenzen in Deutschland zu verschiedenen EU-Themen stattfinden. Viele Möglichkeiten also zu demonstrieren und Druck auf die Politik auszuüben! 

All Out und „Pulse of Europe“ haben sich übrigens mit polnischen LGBT*-Aktivist*innen zusammengeschlossen und Empfehlungen für Partnerstädte entwickelt, die etwas tun wollen.

Unterschreibe heute die Petition und überzeuge sie davon, dass ihre Hilfe dringend nötig ist.

Ich, als Halb-Polin, liebe vieles an der polnischen Kultur und bin auch sehr dankbar, dass ich die Sprache kann, denn es macht einen großen Teil meiner Persönlichkeit aus. Ich würde mir allerdings für meine Heimat im Herzen wünschen, dass sich politisch einiges ändert. Anstatt starr auf alte Traditionen zu beharren und alles, was nicht der „Norm“ entspricht, zu hassen und auszugrenzen, wünsche ich Polen einen Politiker an der Spitze, der sich für Gleichberechtigung und Frieden einsetzt. Ich werde am 28. Juni mitfiebern und die Daumen drücken! Miłość to Miłość!

Ein Kommentar von Monika Domagala

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