Kristof Mittelstädt aka Stevenhill, der in Aachen schon ein bekannter Rapper in der Musik- und Kulturszene ist, veröffentlicht morgen seine Debüt-EP als ‚Stevenhill und der Alte‘, welches auf seinem eigenen Label ‚dreistunddreckig‘ erscheint.
Stevenhill und der Alte, das sind eigentlich Kristof und Willie Mittelstädt. Das ist Rap und Gitarre. Das sind Vater und Sohn. Das ist HipHop, Punk und Emotion. Kristof sprach mit mir im Interview über Stevenhill, dopeundtight und seine Debüt-EP ‚Ohrwürmer mit Attitüde‘ von ‚Stevenhill und der Alte’…
Hi Kristof. Es freut mich sehr, dass du dir die Zeit für ein kleines Interview genommen hast. Du machst ja nun schon seit über 10 Jahren Musik. Es gibt Tracks von dir als Stevenhill, als Teil von dreistunddreckig und anderen Projekten. Jetzt erscheint das Debüt von Stevenhill & der Alte. Kannst du uns etwas darüber erzählen? Wie ist die Idee dazu entstanden?
Hallo. Nachdem wir mit dopeundtight die beiden ‚AuhuurÖcherAssi-Tapes‚ gemacht hatten, haben wir einige Zeit mit einer Live-Band gespielt. Dabei ist eine enge Freundschaft zu unserem damaligen Gitarristen Michael entstanden. Als sich das alte Bandprojekt aber leider etwas verlaufen hat, haben wir weiter zum Spaß an Songs gearbeitet. Einer davon war ‚Coming Home‘, der jetzt auch auf der EP gelandet ist. Als wir diesen auf meinem Geburtstag meinem Vater zeigten, war er schwer angetan, und da wir schon immer gerne gemeinsam eigene Musik machten wollten, stellte Michael sozusagen unseren ‚Missing Link‘ dar. Im späteren Verlauf der Entstehungsphase der Platte war Michael dann leider schon nach Münster gezogen und Manu Markus ist zu uns gestoßen, der dem Ganzen nochmal ganz neue Impulse gegeben hat. Ich denke, durch den Einfluss vieler Gitarristen ist die Musik am besten als ‚Gitarren-Rap‘ zu bezeichnen. Inhaltlich fasst sie ganz gut meine Meinungen und Erlebnisse, in meinen zu Ende gehenden Zwanzigern zusammen.
Auf diesem Album geht es ja auch verstärkt um politischen Rap und man merkt, das was früher ‚HipHop anstatt Alltag‘ war, wieder mehr zu ‚HipHop anstatt Gewalt‘ tendiert. Ist das nun die Richtung, auf die du dich fokussieren möchtest oder ist das Album einfach aufgrund der Themen entstanden, die dich zur Zeit beschäftigen?
Ich habe in meinen Solosachen eigentlich schon immer viele sozialkritische Thematiken aufgegriffen, nur standen für mich unsere Gruppenprojekte immer stets im Vordergrund. Allerdings ist dies wohl wirklich eine politische Platte, auch wenn ein Großteil der Texte schon vor einigen Jahren entstanden sind, haben sie – leider – nicht an Aktualität verloren. Ich denke, ein Grund, warum die Themen diesmal noch stärker vertreten sind, ist, dass meine politische Haltung eben auch in meinem Elternhaus geprägt wurde. Ich werde sicher auch in Zukunft nicht weniger kritisch schreiben, allerdings habe ich diesen Fokus nie bewusst gelegt und werde auch weiterhin spontan gucken, wohin die Reise geht.
Eure erste Videoauskopplung – ein Kombovideo zu ‚Generation / Coming Home‘ – ist ja erst kürzlich auf Youtube erschienen und entstand in Zusammenarbeit mit Infinite Monkey, die bisher auch schon mit Ali As, Mo Trip, Kollegah und vielen mehr zusammen gearbeitet haben. Wer hat noch an eurem Album mitgewirkt?
Die Songstrukturen stammen alle von Michael Mertensmeyer, meinem Alten und mir. Aufgenommen haben wir mit Ramon Creutzer von MediaSoundDesign. Einen gewichtigen Anteil am elektrischen Gitarrensound hat dann noch Manu Markus übernommen, der nochmal über alle Stücke drüber gespielt hat und am Ende mit Ramon noch die Gitarren gemischt hat. Sowohl Ramon als auch Markus sind sehr gute Leute auf ihrem Gebiet und haben sich schon einen Namen gemacht. Wer in Aachen auf Konzerte geht, hat den guten Sound nicht selten Ramon zu verdanken, und von Manu werdet ihr in den nächsten Jahren bestimmt noch einiges hören.
Dein Vater ist ja auch schon ein alter Hase im musikalischem Bereich. Er spielt seit über 40 Jahren Gitarre und mit seiner Coverband ‚Die Aixoten‘ feiert er dieses Jahr sogar 20jähriges Jubiläum. Wie gefällt ihm denn das Album, jetzt wo es fertig ist?
Mein Alter war ja von Anfang an in jeden Schritt involviert und hätte auch auf der textlichen Ebene jederzeit Einwände bringen können. Allerdings waren wir uns da immer sehr einig, da hat seine Erziehung wohl doch gefruchtet. Aber an den Arrangements und auch an gewissen Betonungen haben wir bis zum Schluss gemeinsam gefeilt. Ich habe das Gefühl, dass er jetzt wo alles fertig ist, sogar noch ein bisschen zufriedener ist als ich. Kurz vor Release werde ich immer etwas überkritisch, da tut es mir schon sehr gut, wenn wir gemeinsam über alles drüberhören und er – mit seiner jahrelangen Erfahrung – zufrieden ist. Am Ende ist dieses Projekt ja für uns beide vor allem eine Herzensangelegenheit, und ich bin unendlich dankbar diese EP mit ihm gemeinsam gemacht haben zu dürfen. Und ich spüre, dass es ihm auch so geht und er glücklich mit dem Resultat ist.
Gehen wir mal einen Schritt in die Vergangenheit von Stevenhill. Dein Debüt sollte ja eigentlich schon 2010 erfolgen und zwar unter dem Namen ‚ADS – Adrenalin Dopamin Serotonin‘ bei dem Label KingSizeBeatz. Doch es gab wohl irgendwie Stress mit dem Label. Was ist passiert?
Ich möchte an dieser Stelle erstmal betonen, dass ich mit den Jungs vom KingsCorner, dem Nachfolger von KSB, ein tolles Verhältnis habe. Es gibt da keinerlei böses Blut mehr und wir arbeiten mit viel Freude zusammen. Wer Lust hat, kann ja am 7.5. mal im Corner vorbeikommen, da spiele ich dann ein kleines Set. Damals als KSB versucht hat ein Label aufzubauen, war ich als ‚musikalischer Leiter‘ im Gespräch, zeitgleich aber auch voll mit meinem eigenen Album beschäftigt. Am Ende hat sich dann keiner wirklich um die Promotion des Albums gekümmert, und von der damaligen Leitung von KSB wurde mir dann der schwarze Peter zugeschoben. Daraufhin hab ich die Pressung aufgekauft und einen sauberen Schnitt gemacht. Detaillierter möchte ich da eigentlich nicht mehr drüber sprechen, weil heute wirklich alles wieder cool ist!
Okay, nächstes Thema. Was die Instrumentals angeht, bist du ja bisher sehr vielseitig. Aktuell von Gitarrenriffs begleitet, über klassische HipHop-Beats bis hin zu DrumandBass. Man kann dich definitiv in keine Schublade stecken, aber du hast definitiv das Talent, deine Texte musikalisch gut in Szene zu setzen. Ist das stimmungsabhängig oder verfolgst du dabei einen roten Faden?
Das ist wirklich sehr von meiner Stimmung abhängig und, was auch sehr entscheidend ist, mit wem ich aktuell zusammen Musik mache. Oft schreibe ich meine Texte ganz ohne Instrumentals und füge die Untermalung erst im Nachhinein hinzu. Ich denke, dass ich von Tom von Infinite Monkey bestimmt demnächst nochmal ein paar BoomBap-Beats picken werde. Außerdem entsteht über die SüdJam-Sessions grade ein neues Bandprojekt, mit dem hoffentlich auch einige Aufnahmen entstehen werden.
Du bist als Stevenhill und mit dopeundtight ja nicht nur ein bekannter Rapper in Aachen, du setzt dich auch verstärkt für die Aachener Kulturszene ein. So bist du z.B. Gründer der Initiative ‚Macht mal Lärm‘, die sich seit 2014 für die Freie Aachener Kultur sowie den Erhalt von Proberäumen und Spielstätten einsetzt. Darüber hinaus veranstaltest du regelmäßig die (W)rap-sued-Jam und gibst Rap-Workshops, in denen du jungen HipHop-begeisterten Menschen die Grundlagen des Texteschreibens und der Studioarbeit beibringst. Erzähl doch bitte ein bisschen darüber. Was hat dich dazu bewogen und wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Zu den Workshops bin ich damals über Nic Knatterton gekommen, dem dazu die Zeit fehlte und der mir auch heute noch manchmal Engagements weiterleitet. Ausserdem folgt oft auf einen guten Workshop der nächste. ‚Macht mal Lärm‘ habe ich aus aktuellem Anlass gegründet, als damals viele von den Läden, die ich sehr mochte und in denen ich teilweise auch viel gespielt habe, geschlossen wurden, und war von der riesigen Resonanz damals selbst überrascht. Leider hat es dieses Jahr zeitlich, zwischen meiner Ausbildung, der Arbeit an der CD und meinem kleinen Sohn, von dem ich mich nur all zu gerne ablenken lasse, mit einer weiteren Demo nicht geklappt, auch wenn das Thema immer noch aktuell ist. Hoffentlich können wir da nächstes Jahr wieder einsteigen, denn 2015 habe ich mit vielen lieben Menschen zusammen für die Sache kämpfen dürfen. Zum Glück schaffe ich es aber noch 1x im Monat unsere Jam in der Suedoase zu veranstalten, um zumindest nicht ganz in Arbeit zu versinken. Diese findet an jedem 2ten Freitag im Monat statt und es lohnt sich immer vorbeizukommen!
Nach eurem – wie ich verraten darf – sehr interessantem Debüt als ‚Stevenhill & der Alte‘, wie geht es jetzt weiter? Geht ihr auf Tour? Wird ein weiteres Album folgen? Oder wirst du dich erstmal wieder als Solokünstler ‚Stevenhill‘ weiterentwickeln?
Wenn ich diesen Sommer meine Gesellenprüfung hinter mir habe, möchte ich gerne mit der EP auf eine kleine Promotour gehen. Ich hoffe, das klappt im Herbst. Ausserdem befinden wir uns in der Gründungsphase einer neuen Band, die allerdings noch am Soundbild und einem Namen pfeilt. Ab und an wird es im Netz bestimmt auch immer mal wieder den ein oder anderen Solotrack geben. Ich kann ja doch nie ohne Musik. Alles, was es Neues gibt, findet ihr natürlich auf meiner FB- und meiner Webseite. Das Schöne ist, dass der Alte ja auch nach dieser CD immer mein Alter bleibt, also muss man mit uns immer rechnen!
Vielen lieben Dank für das interessante Interview. Ich wünsche Euch eine tolle Promotour und dir *viel Glück* bei der Gesellenprüfung…
Ebenfalls vielen Dank.
Album: Stevenhill und der Alte ‚OMA – Ohrwürmer mit Attitüde‘ VÖ: 29.04.2016 Tracklist: 01. 1985 (Intro)02. Generation 03. Tag ein Tag aus 04. Schalt ab 05. Nicht dein Typ (Interlude) 06. Coming Home 07. Kaiserstadt 08. Schwarze Rosen (Outro) Label: dreistunddreckig Format: CD und Vinyl
Fotos by: Christian Goerke und Thomas Langens