AV AV AV – No Statues

Das dänische Elektro-Kollektiv AV AV AV vereint drei der wichtigsten DJs und Produzenten: ELOQ, UNKWON und DJ ER DU DUM ELLER HVAD. Mit „No Statues“ veröffentlicht das Trio ihr Debütalbum und setzt dabei auf musikalische Vielfalt.

AV AV AV (gesprochen AU AU AU) entstand vor fünf Jahren als Freundschaftsprojekt. Inzwischen haben sie nicht nur dänische, sondern auch internationale Anerkennung innerhalb und außerhalb der elektronischen Musikszene erlangt. So produzierten sie beispielsweise die Musik für die Netflix-Serie „The Rain“ und erhielten den Robert Preis (The Danish Film Academy Award) für den Soundtrack zum Film „Brakland“.

Die drei DJs und Produzenten ELOQ, UNKWON und DJ ER DU DUM ELLER HVAD haben insgesamt 20 Jahre Live-Erfahrung und sind bestens mit der elektronischen Szene vertraut. Auf diesem Album bringen sie sich sowohl mit ihren musikalischen Skills als auch mit ihren individuellen künstlerischen Fähigkeiten ein, sei es in der Videoregie oder dem Artwork.

Das Debütalbum „No Statues“ von AV AV AV entstand Stück für Stück während der letzten fünf Jahre und ist ein Statement. Sie mögen keine Statuen von Menschen, keine Glorifizierung eines Einzelnen. Große Errungenschaften sind letztendlich durch kollektives Wissen entstanden und das sollte nicht vergessen werden. Dieses Statement spiegeln sie auch in ihren Live-Konzerten wieder und in ihrem Album insofern, dass sie sich auch immer wieder gern Beats von unbekannten Artists aus ihrer Demo-Sammlung rauspicken und reinmischen.

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Zum Album:

Der erste Track des Album „A Number Of Things“ ist leider etwas schleppend. Er gleicht eher einem langen Introsong, als dass er als einziger Track bestehen kann. Auch die Spannungskurve zieht sich sehr in die Länge, was sich daran zeigt, dass der Track erst ca. ab Minute 2:00 mal ein bisschen in die Gänge kommt, was meiner Meinung nach locker 30 Sekunden zu lang dauert. Da „A Number Of Things“ allerdings auch einer der ersten gemeinsam produzierten Tracks von AV AV AV ist, entschuldigt das wiederum diese anfängliche Zaghaftigkeit.

Beim zweiten Track „Love Is The Law“ ist man dagegen gleich drin im Beat. Zwar hätten es ein paar weniger Effekte auch getan, aber an sich ist der Track abwechslungsreich und ganz gut abgemischt. Nice.

Der dritte Track „Beacons“ beginnt dann leider wieder etwas holprig – es hört sich an als wären anfangs die Mitteltöne runtergedreht – da hat wohl jemand die Regler verwechselt!? Doch was so holprig anfängt, bekommt dann doch noch bei knapp 1:30 Minute ordentlich Bass. Auch das weitere Soundkonstrukt kann was: bisschen deep, bisschen Neurofunk, schöne Spannungskurve zur Mitte hin…alles in allem sehr harmonisch. 

Für den nächsten Track „Airplane Mode“ haben sich AV AV AV den Rapper Felix de Luca ins Boot geholt und damit eine echt gute Wahl getroffen. Der Track wäre übrigens auch eine richtig gute Live-Nummer und die Beats um die Rap-Parts von de Luca passen perfekt zum Gesamtkonstrukt. Top Track! 

Airplane Mode steht für diejenigen, die von unten anfangen, aber für ein besseres Leben kämpfen. Es ist eine Geschichte über das Überleben. Es gibt so viele Menschen, die unter so schlechten Bedingungen leben, dass es schwer ist sich vorzustellen, wie sie es schaffen durchzukommen, aber genau das tun sie. Der Airplane Mode ist ein Track für diese Leute. Ein Track für die Helden des Alltags.“ AVAVAV

Das Warm-Up des Albums ist nun endgültig vorbei. Der Track „All We Got“ überzeugt durch und durch. Chillig, deep und ein Hauch von einer Thai Moon Party, wo der Track übrigens auch entstanden ist.

Der Track „Never Really Here“ leitet mit schönen Gitarrenriffs und leichten Vocals im Hintergrund nun die zweite Hälfte des Albums ein, die allerdings nicht weniger clubtauglich ist – im Gegenteil.

Besonders erwähnenswert ist an dieser Stelle der Titeltrack „No Statues“. Der Track ist sozusagen das Aushängeschild der Platte und spiegelt den aktuellen Sound des Kollektivs wider. 

Das Video zu „No Statues“ zeigt, wie Menschen an einen Punkt gebracht werden können, an dem eine drastische Aktion das einzig Richtige zu sein scheint. Es gibt unzählige historische Beispiele dafür, wie sich die Menschen im Laufe der Zeit gezwungen fühlten, zu handeln, um Veränderungen zu bewirken. Je nachdem, wer die Geschichte dann schreibt, werden diese Menschen entweder als Freiheitskämpfer oder Terroristen beschrieben.

Die Botschaft im Video ist nicht politisch, sie ist menschlich. Alle Gesellschaften werden von Menschen geschaffen, die Entscheidungen treffen mussten. Einige Änderungen haben drastische Mittel erfordert, wie z.B. die Französische Revolution. Es hat Europa verändert. Aus Sicht des Königs und der Royals war es vielleicht keine sehr coole Situation. Aber für die Menschen in Europa, die jetzt die Geschichte schreiben, war es eines der wichtigsten Dinge, die passieren konnten.“ AV AV AV

AV AV AV glaubt nicht, dass einzelne Personen eine Revolution starten, sondern dass dies aus einem wachsenden kollektiven Bedürfnis heraus geschieht. Wenn das kollektive Bedürfnis so groß wird, dass es die persönlichen Überzeugungen der Menschen verändert, schafft es Veränderungen. Damals mögen die Veränderungen für einige falsch erschienen sein, aber in einem historischen Licht betrachtet, kann es die Grundlage für einige der wichtigsten Ereignisse in der Gesellschaft im Laufe der Zeit sein. Es sind Gemeinschaften, die gesellschaftliche Strukturveränderungen schaffen und um zu verstehen, wie Menschen eine Revolution durchführen können, muss man verstehen, was sie antreibt. Es ist dieses Verständnis, dass das Video zu „No Statues“ versucht zu porträtieren. 

Fazit:
Für ein Debütalbum sind schon sehr viele gute Tracks dabei, die die Platte auf jeden Fall hörenswert machen. Die erste Hälfte des Albums ist allerdings eher ein nettes Warm-Up. 

ARTIST: AV AV AV
TITEL: No Statues
VÖ: 25.10.2019
LABEL: The Bank Music
FORMATE: Vinyl/Stream/Download

Tracklist:
01. A Number Of Things
02. Love Is The Law
03. Beacons
04. Felt
05. Airplane Mode
06. All We Got
07. Never Really Here
08. Pigeons
09. 22.27
10. No Statues
11. Walls
12. Daylight
13. A Number of Things (Reprise)