Tradition und Liebe…

#Dubistunersetzlich

Wir haben nicht nur grade den jährlich stattfindenden #PrideMonth, sondern Polen hat am Sonntag Wahlen, die die politische und gesellschaftliche Zukunft Polens wesentlich verändern können. Ich, als Halb-Polin, habe mir dazu so meine Gedanken gemacht und auch, wenn ich viele polnische Traditionen liebe und schätze, habe ich mich vor einigen Tagen dazu entschlossen, einen kritischen Kommentar zu verfassen und der LGBTQ-Community meine Solidarität zu bekunden. Vielleicht interessiert auch niemand meine Meinung, aber wie Curse schon rappte:

„…hundert ruhige Stimmen, die singen, können lauter klingen als Chöre.

Hebt die Hand hoch!

Solang wir tun was wir lieben, solang wir Liebe verbreiten, in Freundeskreis und Familie. Solang wir in die Ferne schauen, auch wenn der Himmel grau scheint, und wissen dass das Licht uns erwartet, sobald er aufreißt, hebt die Hand hoch!“

Curse [ Innere Sicherheit „Hand hoch“ ]

Wenn ich mir vorstelle, dass man in Polen als LGBT+ in einer „LGBT-freien Zone“ lebt, dann ist das sicher keine unangenehme Situation, sondern eine sehr belastende. Wenn ich lese, dass selbst die Polizei nichts unternimmt, wenn auf Demonstrationen gegen LGBT+ Gewalt eingesetzt wird, dann bin ich fassungslos. Denn, wie ich schon in meinem Kommentar geschrieben habe, steht in der polnischen Verfassung, dass niemand – aus welchem Grund auch immer – im politischen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Leben diskriminiert werden darf.

Sicher ist Polen ein sehr traditionelles Land. An Weihnachten stellten wir immer einen leeren Teller extra auf den Tisch – falls jemand an der Tür klopft und Hunger hat. Wir teilten an Weihnachten auch die heilige Hostie mit den anderen am Tisch und wünschten dem anderen etwas, was Gottes Segen haben soll. Ich erinnere mich auch immer gerne an den leckeren Fischsalat meiner Tante, denn es gibt bei Polen nicht immer Fleisch an Weihnachten. Dann frage ich mich, sind die familiären Werte und Traditionen wirklich in Gefahr, weil in Polen auch Menschen leben, die andere Menschen lieben? Nur halt vom gleichen Geschlecht. Oder vielleicht fühlen sich diese im falschen Körper oder möchten nicht über ihr Geschlecht definiert werden. Ich denke nicht, dass deswegen die Ehe im eigentlichen Sinne in Gefahr ist. Ich glaube auch nicht, dass Menschen sich auf einmal entscheiden LGBT+ zu sein, um einer Ideologie zu folgen. Aber ich glaube, dass mit mehr Offenheit dem Thema gegenüber und der sonst so wundervollen Gastfreundschaft von Polen, viele Menschen – ohne Angst – mehr auf ihr Herz hören und sich nicht dafür schämen würden, wie sie sind. Wie schön wäre eine polnische Gesellschaft, in der man keine Angst haben muss, dass man verprügelt wird und die Polizei wegsieht. Wie schön wäre eine polnische Gesellschaft, in der man alte Traditionen bewahrt und offen für Neues ist. Wie schön wäre ein gesellschaftlicher Wandel in Polen, ganz gleich, wie die Wahlen am Sonntag ausgehen.

Vielleicht war mein Kommentar letztens zu dem Thema etwas hart, doch ich habe ihn als Journalistin verfasst, die ihrer Sorgfaltspflicht nachkommt und das Thema so neutral wie möglich beleuchten möchte. Diesen Kommentar hier habe ich einfach so verfasst, da ein Teil meines Herzens immer noch Polen gehört und ich es traurig finde, wie sich die polnische Politik und teils auch die polnische Gesellschaft (nicht) weiterentwickelt. That’s it. Love&Peace. Chaoskind