Der legendäre jamaikanische Künstler Frederick „Toots“ Hibbert veröffentlicht nach 10 Jahren das erste Album „GOT TO BE TOUGH“ auf Trojan Jamaica/BMG. In Zeiten globaler, sozialer und politischer Unruhen sind Toots Rückkehr und seine Stimme willkommener und notwendiger denn je. Ob Reggae, Blues, Soul, R’n’B, Funk, Jazz oder als afrikanischer Griot – der 77-jährige ehrt, verkörpert und lebt jeden dieser Stile.
Doch erstmal „Back to the Roots“:
Schon zu Zeiten der Bürgerrechtsbewegung in den USA und der Unabhängigkeit Jamaikas Anfang der 1960er Jahre – Ska steckte damals noch in den Kinderschuhen – schrieb Toots ikonische Hymnen wie „Monkey Man“ und „54-46 Was My Number“. Letztere ist eine ironische, aber nicht minder bittere Antwort auf seine ungerechtfertigte Inhaftierung wegen angeblichen Marihuana-Besitzes. Während seiner Gefängnisstrafe im Jahr 1966 hat Toots einen Einblick in jene korrupten Systeme gewonnen, die versuchen, das mutige und freiheitliche Bestreben ihrer Bürger zu dominieren und zu unterdrücken.
In den 1970er Jahren verdrehte Toots die Köpfe seiner Fans mit dem dynamischen Panafrikanismus „Funky Kingston“ und dem warnenden „Pressure Drop“, während er in den 1980er Jahren mit der „Toots In Memphis“-LP den Soul neu definierte.
Nachdem ein übermütiger Fan Toots verletzt hatte, indem er 2013 auf der Bühne eine Wodkaflasche auf ihn warf (Toots bat den Richter um Nachsicht), beschloss der Sänger, sich aus der Branche zurückzuziehen. Er trat immer noch live auf, aber was die Aufnahmen angeht, kehrte er sich nach innen, begann in seinem Heimstudio Fundamente für neue Songs zu legen, spielte jedes Instrument ein und erzeugte einen massiven Berg neuer Musik. Er arbeitete auch an seiner Stimme, blieb dabei aber immer in der Nähe seiner afrikanischen Wurzeln.
Toots is back!
Schließlich setzte sich Toots mit den Mitbegründern von Trojan Jamaica, Zak Starkey und Sshh Liguz zusammen und sie hörten sich durch die Masse an neuen Songs, die er geschaffen hatte. Zusammen haben sie diese Jahre der Aufregung, Reflexion und Entschlossenheit zu „Got To Be Tough“ zusammengefasst, aus denen Toots nun triumphierend hervortritt.
Bereits beim ersten Song „Drop Off Head“ wird schnell klar, Toots ist back und hat nichts von seinem alten Esprit verloren. Ganz im Gegenteil. „Got To Be Tough“ ist ein Album, das so vielseitig ist wie Toots selbst. Ob Blues, Soul, R’n’B, Funk, Jazz, Reggae oder als afrikanischer Griot – der 75-jährige ehrt, verkörpert und lebt jeden dieser Stile. Auf „Got To Be Tough“ hört man daher auch Toots in gewohnter Manier, wie er singt und lebt. Ein Album, das einerseits anprangert, aber auch gleichzeitig motiviert, mitreißt und immer wieder zum tanzen einlädt.
In Zeiten globaler, sozialer und politischer Unruhen sind Toots Rückkehr und seine Stimme willkommener und notwendiger denn je. Sein Gespür für Ungerechtigkeit und sein Zorn darüber sind deutlich zu hören. Als Urgestein des Ska und Reggae versteht Toots es aber auch seine Message gut zu verpacken. So gibt es beispielsweise zu den ersten beiden Single-Auskopplungen „Got To Be Tough“ und „Warning“ auch schöne Musikvideos im Comicstil.
In „Got To Be Tough“ zeigen „Toots & the Maytals“ ihren Stolz auf ihr Heimatland Jamaika. Der von Nick Franco kreierte Clip zeigt einen animierten Frederick „Toots“ Hibbert, wie er dem Mut und der Stärke seiner jamaikanischen Landsleute huldigt. Doch die Message ist grade in diesen Zeiten universell und zeitgemäß: “Got to be tough, when things get rough. You got to be tough and this is a warning. You got to be smart, living in this time. It’s not so easy to carry on.”
Im Song „Warning“ hat Toots ebenfalls eine klare Botschaft für die Welt, eine Warnung. Toots selbst fasste die Message hinter dieser Warnung dann allerdings wie folgt zusammen: “I want to ask everyone to keep their focus in this time of wonders. Make such focus be of good faith, love each other, take it as a warning and exercise brotherly and sisterly care for each other of all race, religion and creed.” Toots Hibbert
Nochmal kurz „Back to the Roots“…
Schon in den 70ern hatte Toots einen Draht zu Bob Marley. Was eigentlich kaum verwunderlich ist, immerhin gehört Toots zu den ersten Vertretern des Reggae. Als der damalige Produzent von „Toots & The Maytals“ Leslie Kong 1971 stirbt, übernimmt Chris Blackwell die Rolle, der Produzent von Bob Marley.
Fast 50 Jahre danach, im Jahr 2020, ist auf „Got To Be Tough“ dann Bob Marleys Sohn – Ziggy Marley – auf der Platte vertreten. Toots und Ziggy interpretieren den Reggae-Klassiker „Three Little Birds“ neu und machen daraus einen groovigen Sound mit fetzigen Gitarrenriffs und Live-Charakter.
Manchmal ist es bei Studioalben ja so, dass sich die Künstler live meist besser anhören. Einfach, weil der Sound und auch der Künstler auf der Bühne einfach mehr rockt. Bei diesem Album ist das nicht so. Selbst mit seinen stolzen 75 Jahren schafft es Toots auf diesem Album bei einigen Songs so einen Spirit zu versprühen, als wäre man auf seinem Live-Konzert.
Produziert wurde das Album übrigens von Toots persönlich. Viele der Instrumente spielte er zudem selbst ein und arrangierte auch die mächtigen Bläser-Parts. Unterstützt wurde er von Zak Starkey an der Gitarre, Sly Dunbar (Sly And Robbie) am Schlagzeug und Cyril Neville an den Percussions.
Abschließen möchte ich diese Rezension einfach nur mit den Songzeilen aus „Struggle“, dem letzten Song auf dem Album: „We got to stop the fighting, the shooting and killing.“ So true.
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Album Facts:
VÖ: 28.08.2020
Label: Trojan Jamaica / BMG
Formate: CD / LP / Digital
Album Tracklist:
01 Drop Off Head
02 Just Brutal
03 Got To Be Tough
04 Freedom Train
05 Warning Warning
06 Good Thing That You Call
07 Stand Accuse
08 Three Little Birds (feat. Ziggy Marley)
08 Having A Party
09 Struggle
Nachtrag:
Leider ist „Got To Be Tough“ das letzte Album des legendären Frederick „Toots“ Hibbert. Am 11.09.20 ist der Reggae-Sänger im Alter von 77 Jahren in Folge einer Corona-Infektion in Kingston gestorben. R.I.P. It was me a pleasure to review his last legacy.
OFFICIAL STATEMENT from Ziggy Marley: Toots and I crossed paths many times throughout this journey from my childhood to my manhood and I was always humbled to be around his greatness, his soul, his life force. Today something is missing in this realm and I can feel it, a void in the connection and I know im not alone. For those who truly knew this man know he was more than a man. We will always miss his presence here on earth, JAH.”